Unsere Anfragen in der BVV

Maßnahmen zur Unterbringung von Wohnungslosen im Bezirk

Themen: für alleSozialpolitik

Mündliche Anfrage BV Juckel vom 17.09.2020

Ich frage das Bezirksamt:

  1. Welche Bemühungen unternahm das Bezirksamt seit 2016 und unternimmt es künftig, um Wohnungslosen geeigneten Wohnraum im Bezirk zur Verfügung zu stellen bzw. diesen zu akquirieren (bitte unterscheiden nach kurz- und langfristiger Unterbringung)?
  1. Welche Möglichkeiten sieht das Bezirksamt, Gewerbeflächen zur Unterbringung von Wohnungslosen im Bezirk zu nutzen und zu zusätzlich gewinnen?

 

die Mündliche Anfrage wird wie folgt beantwortet:

zu 1.

Nicht erst seit 2016 gehört es zu den Aufgaben der Sozialen Wohnhilfe zum einen Wohnungslose in einem ersten Schritt unterzubringen und in einem zweiten eine längerfristige Perspektive gemeinsam mit den Betroffenen zu entwickeln.

Kurzfristige Unterbringung

  • Charlottenburg-Wilmersdorf ist einer von zwei Bezirken, die noch über sogenannte bezirkseigen Wohnheime verfügen. Die ehemals zwei Einrichtungen in der Forckenbeckstr. 16/17 und Spandauerdamm 168 wurden im vergangenen Jahr durch eine dritte Einrichtung in der Schweinfurthstr. 4, ergänzt, sodass nunmehr 3 bezirkseigene Einrichtungen zur Verfügung stehen. Hierbei wurde besonderen Wert auf spezifische Zielgruppen gelegt: Im Spandauer Damm handelt es sich um eine Unterkunft für Frauen mit minderjährigen Kindern, in der Schweinfurthstraße werden Plätze mit besonderem Unterbringungsbedarf, wie z.B. Bedarf für körperlich und oder seelisch beeinträchtigte Menschen, vorgehalten.
  • Die Angebote an Zielgruppen spezifischen Unterbringungsmöglichkeiten hat gerade seit dem vergangenen Jahr erheblich zugenommen. So kann die Soziale Wohnhilfe inzwischen über ein breites Angebot zur Unterbringung wohnungsloser Menschen im Bezirk verfügen.
  • Charlottenburg-Wilmersdorf ist von Beginn an, unter der Federführung der SenIAS, an der Implementierung der gesamtstädtischen Steuerung Unterbringung (GSTU) beteiligt und plant im Rahmen eines Pilotprojektes, ein neues digitales Verfahren zur Unterbringung Wohnungsloser, auszuprobieren.
  • Zur GSTU gehört eine Arbeitsgruppe Qualitätsmanagement, deren Aufgabe es ist Qualitätsstandards für die Unterbringungseinrichtungen zu entwickeln. Damit sollen den unterschiedlichen Zielgruppen passgenaue Plätze zur Verfügung gestellt werden.

Langfristige Unterbringung:

  • Als einziger Bezirk verfügt die Fachstelle Soziale Wohnhilfe über ein bezirkseigenes Probewohnprojekt in der Güntzel- und Konstanzerstr. Hier werden Wohnungslose aufgenommen und engmaschig sozialpädagogisch betreut mit dem Ziel, eine eigene Wohnung anzumieten. Die Verweildauer dort beträgt von 1 bis 6 Jahren. In ca. 80% der Fälle gelingt die Verselbständigung verbunden mit dem Einzug in eine eigene, selbständig bewirtschaftete Wohnung oder eine langfristig betreute Wohnform im Rahmen der Eingliederungshilfe.
  • Vermittlung in Maßnahmen gemäß §§ 67, 68 SGB XII, sowohl präventiv durch Betreuung in der eigenen Wohnung, um diese zu erhalten oder in Trägerwohnungen. Diese Maßnahmen dauern in der Regel 2 Jahre und länger.
  • Vermittlung in das Geschützte Marktsegment.

Charlottenburg-Wilmersdorf ist der einzige Bezirk mit eigenen Seniorenwohnhäusern. Diese werden von der Wilmersdorfer Seniorenstiftung mit verwaltet. Hier besteht ein enger Kontakt zur Fachstelle für Soziale Wohnhilfe, um insbesondere Senioren und Seniorinnen ab 60 Jahren das Wohnen im Bezirk zu ermöglichen.

  • Seit März 2020 ist das Projekt „Wohnraum Lotsen“ aktiv. Hierbei handelt es sich um eine Fördermaßnahme nach § 16 i SGB II in Absprache mit dem Bezirk. Träger der Maßnahme ist die Schildkröte GMBH.  Mittelpunkt des Projektes ist es, zum einen für behinderte Menschen, die gezwungen sind, ihre Wohnungskosten durch Umzug in preiswerten Wohnraum zu reduzieren, zusätzliche Hilfsmittel für die Wohnungssuche zu schaffen und anzubieten. Zum anderen wird diese Dienstleistung geflüchteten Menschen, die eine für sie bezahlbare Wohnung suchen, angeboten.

Die Sozialhelfer/innen führen im Rahmen ihrer Projektarbeit u. a. folgende Tätigkeiten aus:

  • Recherchen nach preiswertem und behindertengerechtem Wohnraum durchführen
  • behindertengerechte Ausstattung der Wohnungsangebote ermitteln
  • Rechercheergebnisse am PC erfassen und aufbereiten
  • Checklisten zu diversen Umzugstipps u. wichtigen Behördenangelegenheiten erstellen und    Ratsuchenden zur Verfügung stellen
  • Hilfestellung bei der Sichtung/Sortierung persönlicher Unterlagen (Telefon- und Mietverträge)
  • Hilfe beim Ausfüllen von Unterlagen für finanzielle Unterstützungsleistungen für Kautionen und Renovierungen
  • Unterstützung beim Bedienen von Internetportalen zur Wohnungssuche und Finden von Umzugsunternehmen
  • Hilfe bei der Kündigung und Anmeldung von Verträgen etc., Adressenumeldung bei allen notwenigen Stellen
  • Begleitdienste zu Ämtern (z.B. Einwohnermeldeamt) und Wohnungsbesichtigungen etc.
  • Erstellen von Bewerbungsunterlagen für Vermieter
  • Erstellen einer Checkliste zum Wohnraumerhalt „Wohnraumführerschein“.

Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst für Erwerbsfähige und Soziale Wohnhilfe des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf durchgeführt.

zu 2.

Schon in der Vergangenheit wurden Gewerbeflächen in Unterbringungsmöglichkeiten für Wohnungslose gewonnen. Hierbei ist entscheidend, dass die baulichen und städtebaulichen Voraussetzungen durch die zuständige Abteilung geprüft und genehmigt werden. Anbieter mit entsprechenden Vorhaben, nehmen immer wieder Kontakt zur Sozialen Wohnhilfe auf. Zur Klärung der erforderlichen baulichen Genehmigungen und Maßnahmen des Gesundheitsschutzes werden die Anbieter an die zuständigen Stellen verwiesen. Ressourcen zur Akquise von geeigneten Immobilien sind in der Sozialen Wohnhilfe nicht vorhanden. Derzeit besteht ein gut verfügbares Angebot von Unterbringungsplätzen, auch im Bezirk. In der Regel sind zurzeit genügend Plätze, für unterschiedlichste Bedarfe vorhanden.