Verkehr

Jährlich werden zahlreiche Fußgänger:innen und Radfahrer:innen durch Autoverkehr in Charlottenburg-Wilmersdorf verletzt oder getötet. Der Grund ist eine Verkehrsinfrastruktur, die schwächere Verkehrsteilnehmer:innen gegenüber Kraftfahrzeugen vernachlässigt. Hier muss der Bezirk endlich mehr tun, denn der Umbau der autogerechten hin zu einer menschengerechten Stadt geht entschieden zu langsam voran. Viele Fahrradwege im Bezirk stammen aus den 1960er Jahren, sie sind zu schmal und meist kaputt. Hauptstraßen wie  der Ku‘damm haben gar keinen Fahrradstreifen. Das Geld für den Ausbau und die Sanierung von Radwegen stünde dem Bezirk seitens der Landesebene zur Verfügung, doch ruft er es nicht ab. Viele Anwohner:innen haben angesichts der Untätigkeit des Bezirksamts keine Geduld mehr. Sie schließen sich in Initiativen zusammen und kämpfen beispielsweise für eine Verkehrsberuhigung nach dem in Barcelona erprobten Konzept der „Superblocks“. Wir möchten sie dabei unterstützen und endlich dafür sorgen, dass der Raum in unseren Kiezen zugunsten aller Menschen umverteilt wird und Anwohner:innen diese kreativ als Begegnungszonen gestalten können.

Unsere verkehrspolitischen Initiativen:

Pop-Up-Radweg in der Kantstraße wirkt – aber eine Straße ist nicht genug!

Die Linksfraktion in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf begrüßt und teilt die Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe, dass der 2020 in der Kantstraße eingerichtete Pop-Up-Radweg einen großen Erfolg für alle Stadtbewohner:innen und die Umwelt darstellt. Gleichzeitig sollte die Freude über die Verbesserungen die zahlreichen Baustellen des Bezirksamts bei der Verkehrswende nicht überdecken.

Dazu kommentiert Frederike-Sophie Gronde-Brunner, Sprecherin für Umwelt und Verkehr der Linksfraktion: „Sowohl der gemessene Rückgang des motorisierten Individualverkehrs um 22 Prozent bei gleichzeitiger Verdreifachung des Radverkehrs und die damit verbundene Verbesserung der Luftqualität an der Kantstraße sind ein wichtiger Erfolg auf dem Weg zu einem klimaneutralen Bezirk und einer menschengerechten Verkehrsplanung. Gleichzeitig sind nach über einem Jahr Pop-Up-Radweg in der Kantstraße aber noch viele Baustellen offen: noch immer wird der Busverkehr durch den Wegfall der Busspur und Beibehaltung der Parkspur ausgebremst. Statt freier Fahrt für den umweltfreundlichen ÖPNV stehen Fahrgäste nun wesentlich länger im Stau und warten auf den Bus. Ebenso ungeklärt bleibt die Erreichbarkeit einiger Häuser für die Berliner Feuerwehr in Notfallsituationen.

Vom neuen grüngeführten Bezirksamt erwarten wir einen zügigen Umbau der Kantstraße sowie ein Konzept für den gesamten Bezirk, welches geschützten Radwegen und Busspuren den Vorrang vor individuellem motorisiertem Verkehr gibt und diesen nicht nur in umliegende Straßen verlagert. Für uns gilt der Grundsatz: Farbe ist keine Infrastruktur – nur bauliche Maßnahmen und das Zurückdrängen des individuellen Autoverkehrs bei zeitgleichem Ausbau des ÖPNV können Radfahrer:innen und Fußgänger:innen schützen sowie den dringend notwendigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“