Teilöffnung der Bibliotheken – wo bleibt der Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit?

Nach über zwei Monaten Schließzeit stehen die Bibliotheken ab dem 11. Mai wieder zur Ausleihe und Rückgabe von Medien zur Verfügung. Allerdings können alle weiteren Angebote, die mit einem Aufenthalt vor Ort verbunden sind, noch nicht wieder genutzt werden. Digitale Ausleihen waren während der durch Corona bedingten Schließzeit möglich.

Hierzu erklärt Frederike-Sophie Gronde-Brunner, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion Charlottenburg-Wilmersdorf:

„Durch die Beschränkung auf digitale Ausleihe  waren Medien während der Schließzeit nicht frei zugänglich für sozialbenachteiligte Menschen ohne die notwendigen technischen Voraussetzungen. Besonders hart trifft dies Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen, denen für den digitalen Schulunterricht entweder die notwendige Technik oder ein angemessenes Lernumfeld in den eigenen vier Wänden fehlt, wo sie sich oftmals ihr Zimmer mit Geschwistern teilen müssen. Solange Kinder und Jugendliche vom Zugang zu digitalem Unterricht und digitaler Bibliotheksausleihe ausgeschlossen sind, wird sich die bestehende Chancenungleichheit im deutschen Bildungssystem noch weiter verfestigen.

Wir hätten daher vom Bezirksamt erwartet, dass Bücher in Pandemiezeiten an sozialbenachteiligte Kinder und Jugendliche – kontaktlos wie Lebensmittel und Pakete – geliefert werden, um Chancengleichheit abzusichern. Ebenso hätte das Bezirksamt bei der Teilöffnung der Bibliotheken kreative Lösungen finden müssen, um Kindern und Jugendlichen, deren familiäres Wohnumfeld das Lernen von zu Hause aus erschwert, ein angemessenes Arbeitsumfeld unter Einhaltung der gesetzlichen Abstandsregeln zu bieten. Auch durch die Bezirksbibliotheken muss ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit geleistet werden!“